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Die Schwelle zum Einsatz von GewaltDie Schwelle zum Einsatz von Gewalt nimmt ständig ab - Szenen aus Heidelberger Events und mögliche Lösungsansätze

In diesem Beitrag möchte ich Ihnen die Sichtweise der Polizeidirektion Heidelberg zu einem Thema darstellen, das die Gesellschaft zu allen Zeiten bewegt hat.

Bevor ich jedoch zum Kern des Beitrags komme, lassen Sie mich bitte ein paar allgemeine Gedanken zu unserer Jugend darlegen.

In unserer Gesellschaft nimmt das Zusammenleben mehrerer Generationen permanent ab, so dass Kinder und Jugendliche dem Druck ausgesetzt werden, vermehrt Sinnzusammenhänge selbst herzustellen oder aus den Massenmedien auszuwählen.

Die betroffenen Jugendlichen befinden sich gewissermaßen in einer Sinnkrise, verursacht durch radikale gesellschaftliche Veränderungen.

Sie lösen sich von der Familie und lehnen sich an die Gruppe der Gleichaltrigen, die für sie zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Eltern verlieren in dem Maße an Einfluss, wie Freunde und andere Autoritäten an Einfluss gewinnen. Diese Phase ist besonders sensibel, denn der Übergang in die Gruppe birgt neben den Chancen der Selbstfindung auch Gefahren der Orientierung an falschen Idealen.

Parallel dazu hat sich die Gesellschaft ebenfalls stark verändert. Sie liefert nicht ausreichend lebhafte Vorbilder, die Familie als Grundeinheit übersteht vielerorts nicht mehr den Außendruck, zentrale Werte werden selbstverständlich in Frage gestellt, so dass Normen und Grenzen stark verwischen.

So verstehen wir die jungen Menschen oft nicht in ihrem Verhalten, jedoch haben wir selbst ihre Lebensbedingungen zum Erwachsenwerden geschaffen und übersehen dabei die von der Elterngeneration verursachten Schattenseiten.

Jugend will und muss anders sein als ihre Eltern! Wenn wir das nicht akzeptieren, berauben wir sie ihrer eigenen Identität. Diese wird benötigt für Eigenständigkeit und Weiterentwicklung, Zukunft und Fortschritt.

Einige Jugendliche bewegen sich außerhalb unseres Wertesystems, dennoch bleiben sie eine Minderheit, die sicherlich ernsthafte Grenzsetzungen braucht. Im Jahr 2007 waren dies in Baden-Württemberg 3% der Jugendlichen, die einer Straftat und 0,37% die einer Gewalttat verdächtigt wurden.

Die Zunahme der Körperverletzungsdelikte begangen von jungen Menschen gibt uns Anlass zur Besorgnis und wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, diese jungen Menschen von den positiven Werten unserer Gesellschaft zu überzeugen und danach zu handeln.

Da sie der besonderen Aufmerksamkeit unserer Gesellschaft bedürfen und sie geradezu herausfordern, vergessen wir oft all diejenigen, die nicht durch laute Töne auf sich aufmerksam machen, sondern sich durch stilles Engagement in unserer Gesellschaft auszeichnen. Gerade hier bei uns in Baden-Württemberg sind viele Jugendliche in Ehrenämtern engagiert.

Der Trend zu traditionellen Werten ist anhaltend positiv und stabil, die Übereinstimmung der Werteauffassung zwischen jung und alt war noch nie so hoch wie heute und die Familie gewinnt an Bedeutung. So eine Kernaussage der letzten Shell-Studie.

Im Sinne einer positiven Unterstützung und Förderung dürfen wir diese große Anzahl junger Menschen nicht aus den Augen verlieren, nur weil einige wenige überproportional häufig auffällig werden.

Diese unsere Jugend verdient allemal unseren Respekt und Anerkennung.

 

Vorbemerkung

Wir haben im Bereich der Polizeidirektion Heidelberg das “Rad nicht neu erfunden“, sondern bestehende Netzwerke ausgebaut und kriminalpräventive Konzepte in einem ganzheitlichen Ansatz konsequent umgesetzt. Schwerpunkte zu setzen ist richtig, jedoch müssen präventive und repressive Maßnahmen im Einklang stehen.

Ich werde mich bei meinen Ausführungen auf einige wenige statistische Kernaussagen zur Gewalt beschränken, dafür aber ein umfangreicheres Maßnahmenbündel in den Mittelpunkt meiner Betrachtung stellen.

Viele unserer Maßnahmen konzentrieren sich naturgemäß auf die Stadt Heidelberg, sie ist nicht nur ein beliebter Tourismusmagnet, sondern lädt mit ihrem unverwechselbaren Altstadtflair und romantischen Neckarufer auch Nichttouristen insbesondere an den Sommerwochenenden zum verweilen ein. Dass dies auch Probleme mit sich bringt, liegt auf der Hand.

Nichtsdestoweniger versucht die Polizeidirektion Heidelberg im Rhein-Neckar-Kreis möglichst flächendeckend und nachhaltig Präventionsaktivitäten zu entfalten. Beispielgebend sind die Sicherheitswochen, die mit mannigfaltigen Präventionsangeboten alljährlich in einer der großen Kreisstädte stattfinden.

Entwicklung der Gewaltkriminalität

Wir haben in unserem Bereich eine günstigere Entwicklung als in Baden-Württemberg, insbesondere im Stadtgebiet Heidelberg.

 

Gewaltkriminalität
PD Heidelberg - RNK* - Stadt Heidelberg
Zeitreihe 1999 - 2009

Die Gewaltdelikte setzen sich aus mehreren Einzeldelikten wie Tötungs- Sexual- Raub und Körperverletzungstatbeständen zusammen.

 

Zeitreihe Gewaltdelikte
Polizeidirektion Heidelberg 1984 - 2009

 

Zeitreihe Körperverletzung
Polizeidiirektion Heidelberg 1984 - 2009

 

Zeitreihe gefährliche Körperverletzung
Polizeidirektion Heidelberg 1984 - 2009

Hauptursächlich für den Gewaltanstieg ist die gefährliche Körperverletzung, z.B. von mehreren begangen, mittels einer Waffe, oder eines gefährlichen Werkzeuges.

 

Zeitreihe Gewaltdelikte
Heidelberg 1984 - 2009

 

Zeitreihe Körperverletzung
Heidelberg 1984 - 2009

 

Zeitreihe gefährliche Körperverletzung
Heidelberg 1984 - 2009

 

Trotz des allgemeinen Anstieges zum Jahr 2005 befindet sich die PD Heidelberg insgesamt seit der Jahrtausendwende – ganz vorsichtig formuliert – bei der Jugendkriminalität eher in einem Abstiegstrend. Sehr deutlich zeigt sich diese Entwicklung ab dem Jahr 2005, sie hält bis heute an.

Einer der Gründe des Anstieges gerade bei den Gewaltdelikten scheint wohl die erhöhte Anzeigenbereitschaft zu sein, insbesondere bei den Jugendlichen.

Dennoch ist und bleibt die Gewaltbereitschaft unter jungen Menschen besorgniserregend.

 

Prozentuale Entwicklung Alkoholbeeinflussung
KV-Delikte Altstadt 2003 - 2009

Gerade dem steigenden Alkoholkonsum junger Menschen gilt unsere besondere Aufmerksamkeit. Er zeichnet maßgeblich für die Bereitschaft zur Anwendung von Gewalt verantwortlich.

Auf die Alkoholproblematik werde ich später nochmals eingehen.

Allerdings kann die Polizeiliche Kriminalstatistik keine ausschließliche Messgröße für die Beurteilung kriminogenen Verhaltens sein.

Deshalb sei ergänzend angeführt, dass die Jugendstrafen mit und ohne Bewährung beim Amtsgericht Heidelberg in den Jahren 1999/2000 ihre Höchststände aufwiesen und seit diesem Zeitpunkt wieder rückläufig sind.

Ein weiteres Indiz für zurückgehende Jugendkriminalität kann man aus einer wissenschaftlichen Begleitstudie der Universität Heidelberg, Abt. Kinder- und Jugendpsychiatrie ableiten. In den Heidelberger Haupt- und Förderschulen wurde im Jahre 2001 die Schulsozialarbeit eingeführt – näheres zu diesem Konzept werde ich nachher noch ausführen – und von einem „Runden Tisch Schulsozialarbeit“ begleitet. Aus den jährlichen wissenschaftlichen Untersuchungen bei Schülern, Lehrern und Eltern ist folgendes Ergebnis festzuhalten:

Ergebnisse aus dem Projekt Schulsozialarbeit in Heidelberg

  •  Lehrer nehmen weniger Probleme „Einschüchterung durch Mitschüler“ wahr
  •  Lehrkräfte und Schüler nehmen weniger Probleme mit Gewalt wahr.
  •  Schüler und Lehrer sprechen der Schulsozialarbeit mehr Effektivität hinsichtlich Fehlzeiten und Gewalt zu.

Zu ähnlichen Befunden kommen Untersuchungen des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KfN), sowie auch Dunkelfeldstudien eher einen moderaten Anstieg der selbstberichteten Kriminalität bestätigen, auf die ich aber nicht näher eingehen werde.

In diesem Zusammenhang bietet auch die Studie von Prof. Dr. Dieter Hermann vom Kriminologischen Institut der Universität Heidelberg einen Anhaltspunkt zu einer möglichen Reduktion der Kriminalität speziell im Rhein-Neckar-Kreis. In den zurückliegenden 10 Jahren wurde in den großen Kreisstädten im jährlichen Wechsel jeweils eine Sicherheitswoche mit zahlreichen Informationen und Veranstaltungen zum Thema Kriminalität und Sicherheit durchgeführt. Die im Vorfeld initiierten Bürgerbefragungen wurden von Prof. Hermann ausgewertet und ergaben durchweg ein kontinuierliches sinken der Kriminalitätsfurcht und damit ein Ansteigen des Sicherheitsgefühls in der Bevölkerung.

Maßnahmenkonzept mit ganzheitlichem Ansatz

Prävention beginnt zweifellos in der Familie. Hier werden die grundlegenden Weichen für gesellschaftliche Sozialisation, normgerechtes Verhalten und persönliche Entwicklung gestellt.

Was aber, wenn diese Keimzelle versagt? Wenn sich – aus welchen Gründen auch immer – die Eltern aus ihrer Erziehungsverantwortung verabschieden? Damit entziehen sie den Kindern die Basis und Standfestigkeit, die sie so dringend für den Start in die gesellschaftliche Integration benötigen.

Hier kann und darf der Staat nicht allein auf die Verantwortung der Familie verweisen, nein er muss diese Lücke ausfüllen und nichtgelöste Aufgaben der Familie übernehmen.

Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Polizeidirektion Heidelberg bestrebt, möglichst viele engmaschige Netzwerke und Strukturen auszubauen und zahlreiche Kooperationspartner einzubinden. Diese Präventionsarbeit hat bei der Polizeidirektion Heidelberg einen hohen Stellenwert und bildet neben einer konsequenten Repression die zweite Säule einer effektiven Kriminalitätsbekämpfung. Der ganzheitliche Ansatz zeigt sich darin, dass beide Säulen zu einem tragfähigen Ganzen miteinander verbunden und verzahnt werden. Es ist sinnvoll, Kriminalität durch ursachenorientierte Kriminalprävention erst gar nicht entstehen zu lassen, sondern vorbeugend zu agieren.

Die Polizei kann in der Vorbeugung – als Gefahrenabwehr explizit in den Polizeigesetzen benannt – vieles leisten, doch bedarf es hierzu eines Zusammenschlusses möglichst vieler gemeinschaftlicher Kräfte, um die Rahmenbedingungen für das Entstehen von Kriminalität positiv zu verändern und auf die Ursachen einzuwirken. Bei der Polizeidirektion Heidelberg ist das interdisziplinäre Präventionsnetzwerk eng geknüpft.

 

Netzwerk Prävention

Die Abbildung zeigt, wie Jugendliche in ein gesellschaftliches Netz präventiver Hilfskräfte eingebettet sein können. Ein Netz symbolisiert gleichermaßen zwei Funktionen; einerseits ein federndes, verletzungsminimierendes Abfangen strauchelnder Jugendlicher, andererseits flexible Grenzsetzungsmöglichkeiten gerade bei denjenigen, die permanent Grenzen überschreiten und gesellschaftliche Normen verletzen.

Netzwerk Jugendkriminalität - NJK

Interdisziplinäre Arbeitsgruppe:

  •  Staatsanwaltschaft Mannheim
  •  Staatsanwaltschaft Heidelberg
  •  Jugendamt Stadt Heidelberg
  •  Jugendamt Rhein-Neckar-Kreis
  •  Jugendgericht Heidelberg
  •  Bewährungshilfe
  •  Ausländeramt Stadt Heidelberg
  •  Polizeidirektion Heidelberg

Fast zeitgleich entstand das NJK in dessen Arbeitsgruppe Vertreter der hier aufgezeigten Behörden konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der Jugendkriminalität erörtern und beschließen, gerade für den Bereich der Jugendlichen Intensivtäter. Durch dieses Netzwerk wurden und werden Wege geebnet, um Verfahrenshindernisse abzubauen, oder erst gar entstehen zu lassen und dadurch die Bearbeitung der Delikte zu beschleunigen, ganz nach dem Grundsatz: „die Strafe muss auf den Fuß folgen, sonst ist sie in ihrer Wirkung sehr eingeschränkt“.

Im Folgenden möchte ich zunächst einige präventive Maßnahmen zur Bekämpfung der Jugendkriminalität ausführlich darstellen, um daran eine stichwortartige Aufzählung weiterer, eigenständiger oder flankierender Maßnahmen anzuschließen.

Vom präventiven Begleitkonzept zur Schulsozialarbeit

  •  Starterprogramm - „Soziale Kompetenz“
  •  Polizeiliches Präventionsprojekt - „Herausforderung Gewalt“
  •  „Was tun gegen Sucht“
  •  Jugendberufshelfer

Im Schuljahr 2000/2001 wurde in Zusammenarbeit mit Polizeidirektion Heidelberg und Jugendamt ein „Begleitkonzept für Heidelberger Haupt- und Förderschulen“ in engem Zusammenwirken mit der Kommunalen Kriminalprävention entwickelt. Die unterschiedlichen Maßnahmen des Konzepts richten sich an die Klassenstufen fünf bis neun und haben zum Ziel, das Selbstbewusstsein der Schüler zu fördern, ihre Eigen- und Gruppenverantwortung zu schulen und ihre Selbständigkeit in der Auseinandersetzung mit der Gemeinschaft zu stärken.

Diese Projekte tragen bei unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen einen gemeinsamen roten Faden in sich: die Schüler sollen durch die Projektarbeit in ihrem Reifungsprozess hin zu einer selbständigen Persönlichkeit unterstützt und gefördert werden; sie sollen sozial kompetent und damit weniger anfällig für die Gefahrenpotenziale des Alltags wie Gewalt und Sucht werden. Sozial kompetent ist der, der bei Konflikten nach Lösungsmöglichkeiten und Kompromissen sucht, der sich in die Lage anderer hinein versetzen kann (empathiefähig), der kooperativ und hilfsbereit ist und damit die Fähigkeit hat, sich zu integrieren ohne seine eigenen Bedürfnisse zu verleugnen. All das sind Eigenschaften und Fähigkeiten, die junge Menschen davor bewahren können, durch das soziale Netz zu fallen. Sie erhalten wichtige Impulse, sich selbst als Teil des Gemeinwesens zu begreifen und sich auch so zu verhalten.

Aufbauend auf den durchweg positiven Erfahrungen des „Begleitkonzepts für Heidelberger Haupt- und Förderschulen“ wurde gemeinsam vom Jugendamt, dem Staatlichen Schulamt, der Polizeidirektion Heidelberg, der Universität Heidelberg, den Schulleitungen und dem Gesamtelternbeirat ein auf zunächst drei Jahre befristetes Modellprojekt „Schulsozialarbeit an allen Heidelberger Haupt- und Förderschulen“ entwickelt und im Oktober 2001 vom Gemeinderat einstimmig beschlossen. Das Projekt ist in den Folgejahren aufgrund seines messbaren Erfolges nicht nur weitergeführt, sondern auch ausgedehnt worden.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertung des Modellprojektes Schulsozialarbeit belegen den Erfolg. Seit Einführung der Schulsozialarbeit sind die Ausgaben für Individualhilfen gleichbleibend stabil, ebenso die Anzahl der Haupt- und Förderschüler, die einer Hilfe zur Erziehung bedürfen. Weniger Schüler fehlen unentschuldigt und das Hilfenetzwerk für Schüler wird enger. Dazu kommen deutlich positive Effekte bei den subjektiven Variablen u.a. beim Schulklima und dem Umfang und den Formen von Gewalt an der Schule. Schüler, Lehrkräfte und auch Eltern haben häufiger Kontakt zur Schulsozialarbeit und schätzen deren fachlichen Einfluss.

Verfahrensablauf Schulschwänzer

 

Die Schulschwänzer-Problematik ist von der Polizeidirektion Heidelberg in enger Kooperation mit dem Kinder- und Jugendamt aufgegriffen worden. Ziel war es, eine gemeinsame Konzeption für ein Schulschwänzerprojekt zu erarbeiten, an dem die Polizei, das Kinder- und Jugendamt, das Staatliche Schulamt Heidelberg sowie die Universität Heidelberg, Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie, zusammenarbeiten. Daneben existiert eine abgestimmte Vorgehensweise zwischen Schulverwaltung, Polizei, Rechtsamt und Kinder- und Jugendamt wie bei Fällen von unentschuldigtem Fernbleiben von der Schule vorgegangen werden soll.

Zu den schulrelevanten Zeiten werden bestimmte Örtlichkeiten wie Kaufhäuser, Treffpunkte, Szenenschwerpunkte, usw. aufgesucht und Schulschwänzer in direkten Absprachen der Schule oder dem Elternhaus zugeführt. Ein detailierter Bericht ermöglicht dem Jugendamt ein sofortiges tätig werden.

Schwerpunktaktionen Jugendschutz

Ausgewählte Kontrollen mit Zielrichtung Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen zu verhindern

  •  Heidelberg - Neckarvorland
  •  Schriesheim - Mathaisemarkt
  •  Sandhausen – Kerwe
  •  Bammental – Kerwe
  •  Leimen - Kerwe

Jugend und Alkohol ist ein Problem, dem sich unsere Gesellschaft vermehrt stellen muss. Alkoholexzesse von Kindern und Jugendlichen sind schon lange keine Seltenheit mehr und führen nicht nur zur Selbstschädigung, sondern sind oftmals Auslöser oder Katalysator gewalttätiger Handlungen.

 

 

Um diesem Missbrauch vorzubeugen sind Jugendschutzstreifen insbesondere an Orten, an denen sich Jugendliche treffen und unter Umständen besonderen Gefahren ausgesetzt sind, konsequent durchzuführen. Großveranstaltungen mit Festcharakter sind für Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz geradezu prädestiniert, wie immer wieder beim Alkoholausschank festzustellen ist. Die Verteuerung besonderer Alkoholika (wie z.B. Alkopops) hat nur zu einem kurzfristigen Rückgang des Alkoholkonsums bei Kindern und Jugendlichen geführt; in vielen Fällen fand eine Methodenverlagerung statt. Großer Beliebtheit erfreut sich das „Rucksack- und Kofferraumtrinken“ und man geht bereits „vorgeglüht“ zur Veranstaltung, damit man dort nicht die teuren Getränke bezahlen muss. Eine neue problematische Variante stellen die Alkopops auf Bier- und Weinbasis dar, da diese den über 16-jährigen Jugendlichen legal zugänglich sind und aufgrund ihres Geschmacks und des Alkohols insbesondere bei den Mädchen immer mehr Zuspruch finden. Aus diesen Erkenntnissen heraus hat sich die Polizeidirektion Heidelberg entschieden, den Jugendschutz durch gezielte Schwerpunktaktionen zu intensivieren. Insbesondere wurden Kontrollmaßnahmen im Bereich der Alkoholabgabe an Kinder und Jugendliche vereinbart.

Das Heidelberger Neckarvorland hat sich in den zurückliegenden Jahren zunehmend zu einem beliebten Treffpunkt junger Menschen entwickelt, die dort feiern, sich sportlich betätigen oder auch nur treffen wollen. Das zuständige Polizeirevier zählte diesbezüglich in den zurückliegenden Jahren allein am letzten Schultag vor den Sommerferien teilweise über 3000 überwiegend junge Besucher. Insbesondere bei bestimmten Anlässen, wie z.B. dem Schuljahresende, kommt es aber immer wieder zu massiven Grenzüberschreitungen, die nicht zuletzt auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen sind.

Hier hat sich das Konzept „Schulabschlussfeier Neckarwiese“ als ganzheitlicher Ansatz unter Einbindung kommunaler Behörden und flankierender Maßnahmen bewährt. Im Vorfeld werden aufklärende Gespräche mit den Betreibern von Schankwirtschaften, Einzelhandelsgeschäften und Tankstellenpächtern geführt.

Die Notwendigkeit solcher Maßnahmen zeigte sich erst jüngst bei einer spontanen Realschulabschlussfeier.

So oder ähnliche Bilder boten sich den Ordnungskräften:

Und so liest sich dann der Bericht des Einsatzleiters:

Realschulabschluss 2009

  • geschätzte 300 Jugendliche feierten ausgelassen und waren bereits teilweise hemmungslos betrunken
  • der Bereich unter der Theodor-Heuss-Brücke war über und über mit Flaschen, Glasscherben und Müll übersäht
  • die Jugendlichen begannen mit Flaschen Zielwerfen gegen die Brückenmauern
  • der Radweg war durch zerbrochene Flaschen nicht mehr befahrbar
  • einige Jugendliche lagen bereits total betrunken auf dem Rasen
  • andere lehnten an der Brückenwand und ließen ihren Urin einfach in die Hose laufen und bemerkten es nicht mehr
  • die ersten Reibereien / Streitigkeiten begannen und es wurden Schlägereien befürchtet
  • im Rettungswagen lag eine bewusstlose Jugendliche
  • einem anderen Jugendlichen war der Finger durch Glasscherben teilweise abgetrennt worden

 

 

Wo sind die Verantwortlichen?

  • Eltern
  • Pädagogen
  • Erzieher
  • Sozialarbeiter
  • Polizisten
  • Ganz einfach: die Gesellschaft

Solange wir dies alles gutheißen (O-Ton eines Wissenschaftlers: Warum soll dies kein Sport sein?) und als Erwachsene wegschauen und nicht hinschauen tun wir uns schwer unseren Kindern positive Werte zu vermitteln.

Wenn die Kinder Ordnungswerte in ihrer eigenen Sprache für ihr eigenes Wertesystem akzeptieren, dann haben es die Eltern geschafft.

Lassen Sie mich zum Abschluss noch eine Auswahl an Standardmaßnahmen aufzählen, die auf Initiativen der Polizeidirektion Heidelberg zurückzuführen und feste Bestandteile des Netzwerkverbundes sind.

Marionettentheater

 

Spielerisch begreifen lernen, wie wichtig Toleranz, der Schutz des Eigentums und die Vermeidung von Gewalt sind, können Kindergartenkinder und Grundschüler mit dem Marionettentheater „Troll Toll“ erleben, das pädagogisch begleitet, in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis gewaltfreie Botschaften vermittelt.

 

Kletterwand "TEAM WALL"

Zur Stärkung des Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls trägt die Kletterwand „Team Wall“ bei. Der mobile, professionelle Kletterturm, der von verschiedenen Vereinen gemeinsam angeschafft wurde, wird im Sommerhalbjahr in der Projektarbeit zur Gewalt- und Suchtprävention dezentral eingesetzt.

 

Baskettball

Unter dem Motto „My Way-Fair Play“ unterstützen die Polizeidirektion und die Fördervereine außerdem verschiedene Sportaktivitäten, die den Grundgedanken des Sports, nämlich fair und tolerant miteinander umzugehen, Regeln zu akzeptieren und zu beachten, nochmals verdeutlichen.

Verhaltenstraining

Dem Schutz vor Gewaltkriminalität dient das flächendeckend angebotene Selbstbehauptungstraining der Polizeidirektion Heidelberg. Ausgebildete Verhaltenstrainer der Polizei versuchen mit mentalen, juristischen und praktischen Inhalten Mädchen und Frauen mehr Sicherheit im Umgang mit Gefährdungssituationen zu vermitteln.

Gefahren im Internet

Mit den Neuen Medien haben sich auch neue Gefahren aufgetan. Tummelplätze für zwielichtige Gestalten und neue Kriminalitätsformen sind auch neue Herausforderungen für die Gesellschaft und deren Polizei. Das Internet ermöglicht nicht nur eine weltweite und unkomplizierte Kommunikation, sondern auch ein agieren unter falschen Personalien, Adressen und Absichten. Ich denke hier insbesondere an die Verbreitung von Kinderpornographie, genauso wie die Anmache in Chatrooms oder sonstigen Foren. In der JGR-Sitzung letzte Woche wurde die Zunahme von Mobbing u.ä. gerade im Schüler – VZ bestätigt.

"neue medien" sind Informationsveranstaltungen zur Prävention der Polizeidirektion Heidelberg zum Thema "Gefahren im Internet" und "Gefahren mit dem Handy".

So segensreich die Handy-Nutzung ist, ihre Gefahren sind nicht zu unterschätzen.

Vortragsinhalte:

  • Kostenfalle Klingeltöne
  • Schutzmöglichkeiten vor ungeeigneten oder gefährlichen Inhalten im Internet
  • Internet oder Chat über Handy

Die Polizeidirektion Heidelberg hat sich dieser Herausforderung gestellt und organisiert Informationsveranstaltungen für Lehrer, Eltern und Schüler mit ausgewiesenen Experten.

Schlussbetrachtung

„Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg meist nur einen Schuldigen“. So wenig wie der Jugendkriminalität monokausale Ursachen zugeschrieben werden können, so vielfältige Ansätze müssen zu deren Bekämpfung in Betracht gezogen werden. Ganzheitlichkeit in unserem Sinne bedeutet das eine zu tun ohne das andere zu lassen. Nur wenn viele Netzwerke und Kooperationspartner reibungslos und miteinander in diesen Prozess eingreifen und ihre Handlungsstrategien weit in die Kindheit vorverlagern, können sich auf lange Sicht Erfolge einstellen. Wir werden die zukünftigen Entwicklungen sehr genau beobachten müssen, ohne die bestehenden Bemühungen einzustellen.

Das muss uns unsere Jugend wert sein. Ihr gebührt unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Zuwendung, denn sie verkörpert unsere Zukunft.

 

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