Gewaltprävention

Hier schreiben Experten zum Thema Gewaltprävention im Kindergarten und in der Schule.

Suchtprävention

Themen sind: Suchtentwicklung, Suchtvorbeugung und Präventionsprojekte für Schulen.

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Was sind die Auswirkungen von Bewegungsmangel und wie kann man diesen vorbeugen.

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Handbuch III Gewaltprävention für die Vorschule und die Arbeit mit Kindern

Handbuch III

SuchtvorbeugungSuchtvorbeugung in virtuell bewegter Zeit - Eine Ermutigung.

Ist es wahr, dass alle Menschen auf dieser Welt als Kinder anfangen?

Ist es wahr, dass sie in Zeiten der Kindheit danach trachten, möglichst viel von dem, was sie einzigartig ausmacht, in Entwicklung zu bringen?

Ist es wahr, dass sie dazu auch Menschen brauchen, die sie dabei unterstützen?

Wenn das so ist, dürfen wir antreten, diese Kinder bei ihrem Entwicklungsvorhaben zu begleiten.

Was uns erwartet? Eine wunderbar parallel laufende Entdeckungsreise unserer eigenen, individuellen "Entwicklungsgeschichte"!

 

Auf Spuren sein, von dem was uns gefehlt haben mochte, auf Spuren von dem, was wir für uns in Entwicklung bringen konnten.

So kommen wir also auch vor, wir und die Kinder.

Denn wer sagt denn, die Pädagogik sei die Wissenschaft vom Kind - und nicht zuerst die Wissenschaft vom Menschen?
Suchtvorbeugung setzt genau dort, an der "ganzen" Sicht des Menschen an.
Und: Suchtvorbeugung macht Spaß.
Nämlich dann, wenn wir Erwachsene beim Begleiten der Kinder auf ihrem Weg wie auf einer Entdeckungsreise unsere Entwicklungslinien noch einmal nachzeichnen und dabei könnten uns - so wir wollen - selbst noch ein paar Handlungsalternativen, selbst noch kleine Erhellungen hinsichtlich unserer eigenen Konsummuster begegnen.

Und: Suchtvorbeugung ist wichtig.

Verfolgt man in "Suchtanamnesen" den Weg des banalen, alltäglichen, unbemerkten und sehr frühen Beginns einer Suchtentwicklung über die Stadien des gewohnheitsgemäßen Ausweichens, welches in immer abhängigere Strukturen mündet und sich zu einer massiven Suchthaltung ausbilden kann, wird deutlich, dass Sucht schon sehr früh beginnt. Selbst habe ich diesen banalen Beginn in zahllosen Anamnesen regelmäßig vorgefunden.

In der Suchtvorbeugung wird geschaut, welchen Schutz Kindern brauchen, der ihnen einen Entwicklungs- und Erlebnisraum eröffnet, in welchem das Erkennen von ganz eigenen Möglichkeiten gefördert und damit ausdrücklich Stärkung von Selbstwert, Eigenverantwortung, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit erlebund erfahrbar wird.

Risikofaktoren treten eher dann auf, wenn folgende sieben Kinderwünsche an das, was beim Durchlaufen der Kindheit "bitteschön" gebraucht werden könnte, zu kurz kämen oder gar keine Berücksichtigung fänden.

Doch nun, schauen wir auf die Kinder in unserer Umgebung:

Wie viel Eigenständigkeit können sie entwickeln?

Eigenständigkeit entwickeln ist außerordentlich wichtig. Den eigenen Stand entwickeln sie, indem über Erfolgs- und Misserfolgserlebnisse eigene Kräfte und Fähigkeiten einschätzbar werden. Sie lernen darüber "ihre" Realität zu begreifen und mitzugestalten.
+ Kinder brauchen Eigenständigkeit.

Wie viel Freiräume stehen dem Kind zur Verfügung?

Es gibt Kinder, die bereits in einem engen Zeitraster leben. Dann gibt es zum Beispiel einen Stundenplan neben dem (Schul) - Stundenplan.
Eltern, die so "gezielte" Förderung im Blick haben, ist zu sagen, dass Freiräume für eigene - ganz ungeplante - Erfahrungen enorm wichtig sind, beispielsweise etwas ausprobieren zu können, wie etwas funktioniert oder auch nicht.
+ Kinder brauchen Freiräume.

Wie viel Bestätigung erfahren Kinder?

Erkennen wir das Bemühen der Kinder, eine (vorgestellte) Leistung zu erbringen? Diese Bemühung als der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zu einem Ziel gilt es zu erkennen. Kinder haben ein Recht darauf. Das "ja, das hast Du gut gemacht", stärkt sie.
+ Kinder brauchen Bestätigung.

Wie viel Grenzen erfahren Kinder um uns?

Wie wir Erwachsene erfahren auch Kinder, dass Eingrenzungen und Regeln ständiger Begleiter unseres Lebens sind. Jedoch wir wissen: durch diese können wir ebenso Halt und Orientierung erfahren. Und: Grenzen sind beweglich und können mit den Kindern mit-wachsen und können und sollten erklärbar sein. Das wünschen sich nicht nur Erwachsene.
+ Kinder brauchen Grenzen.

Wie viele konflikthafte Situationen erfahren unsere Kinder?

Konflikte genug ? Um andere Menschen und deren Lebenswirklichkeit einschätzen zu können, braucht es Streit und Auseinander-Setzung. Kinder lernen so ihre Stärken und Schwächen kennen. Ihre Fähigkeiten, und wie diese an Grenzen geraten können. Und wir? Wir können standhalten und Partner sein in solchen konflikthaften Situationen. Uns und den Kindern Chancen eröffnen, diese Situationen zu meistern und gemeinsam an diesen zu wachsen.
+ Kinder brauchen Konflikte.

Wieviel Begleitung brauchen Kinder?

Kinder brauchen Personen, die ihnen zur Seite stehen, vor allem dann, wenn es unsicher ist, wie eine Situation, ein Konflikt, ein Wagnis ausgehen wird. Lebenserfahrung wird durch Probieren erworben. Dabei können wir Kinder begleiten. Sie beraten, ihnen widersprechen, mit ihnen gehen, mit ihnen leiden.
+Kinder brauchen Begleiter.

Und zuletzt fragen wir noch:

Spielen unsere Kinder?

Kinder müssen spielen. Im Spiel lernt das Kind die Welt erfahren; im Spiel verändert und erobert es seine"Welt". Im kindlichen Spiel können Konflikte erlebt, Probleme gelöst, kann phantasievollen Reisen nachgegangen werden. Nichts ist unmöglich im Spiel. Im Spiel draußen, mit all den Hindernissen, die eine dichte Besiedelung mit sich bringen können und drinnen, in unseren Wohnräumen und dort eben auch in den "virtuellen Räumen", über Spielkonsolen und Personalcomputer-Spiele.
+ Kinder brauchen Spiele.

Die Beachtung dieser sieben Basisregeln hilft Kinder zu stärken. Zu stärken gegenüber den Verlockungen, Schwierigkeiten, damit ein Ausweichen vor Mißlichkeiten, Konflikten, Ein- oder Ausgrenzungen nicht nötig wird.

Das Berücksichtigen dieser Basisregeln bei der Begleitung unserer Kinder, die natürlich weiterhin auch unsere Entdeckungsreise ist, kann dem Kind dazu verhelfen, einen Satz für sich SELBST mit Bestimmtheit sagen zu können: "In aller Regel reiche ICH aus, um mit Ereignissen des Lebens fertig zu werden.“

Diesen Satz sagen zu können, ist der wirksamste Schutz über ein schon früh erlerntes gewohnheitsgemäßes Ausweichen zu Formen der Abhängigkeit und Sucht zu gelangen. ICH reiche aus, ich brauche langfristig keine Hilfs- Mittel, um mich im Dasein zu behaupten. Ein schöner Satz fürwahr und doch so schwer zu verwirklichen! Schwer besonders dann, wenn wir Erwachsene nicht immer die "Lotsenhilfe" geben können, da wir selbst möglicherweise unter dem Eindruck von Überforderung recht regelmäßig unsere pädagogische Kapitulation erleben.

Hier wirken die Fachkräfte der Suchtvorbeugung in den Fach- und Beratungsstellen dieser Tendenz der Entmutigung entgegen.

In Eltern-Info-Abenden, Multiplikatorenschulungen in ganz unterschiedlichen Schulformen, im Heim- oder im offenen Jugendbereich und natürlich im direkten Dialog mit Eltern, wird versucht, diese "Lotsenhilfe" zu gegeben.

Wenn es dann doch noch so scheint, dass elterliche Erziehung zum Projekt vergeblicher Liebesmüh gerinnt, da doch Ungelernte auf Unerfahrene stoßen, dann schauen wir doch wieder auf die Kinder, schauen wir, was die Kinder in ihrer Realität in ihrer "Echtzeit" machen: sie spielen (wenn sie dürfen), gehen spielerisch mit - scheinbaren - Begrenzungen um.

Im Spiel wird Wirklichkeit dargestellt, erprobt, über die spielerische Nachbereitung oder Vorwegnahme von Ereignissen. In dem gespielt wird, als ob schon Bewältigungsmechanismen vorhanden wären, wird versucht, diese zu erwerben.

Heldenhaft, fürsorglich und anderes werden sie, indem sie solche Eigenschaften als für sich passend oder unpassend erproben.

Auch, wie sich Konflikte auf einfachste Art bewältigen lassen: als "ego-shooter", als das "Wegblasen", was sich in den Weg stellt. Konfliktbewältigung, die auf den Spieler selbst Anwendung findet, indem dieser beispielsweise ganz aus dem Spiel befördert werden kann. Diese Fülle, die einen Ausschnitt unserer Lebenswirklichkeit darstellt, offenbart so auch ihren "rauhen Charakter". Kinder spielen diese Spiele möglicherweise "draußen" und "drinnen". Drinnen vielleicht vor Spielkonsolen oder am Computer spielen sie die Aneignung von Welt in ganz virtueller Weise.

Und wir Erwachsene ? Sind wir hier drinnen oder draußen?
Schauen wir wieder auf die Kinder, schauen wir, wie gebannt sie ihre Abenteuer angehen. In den "Adventure"-Spielen ist dies ein Vorgang voller Magie. Die Spielewelten im Computer sind oftmals ganz nah am kindlichen Unbewußten angesiedelt. Oft enthalten sie Motive aus Märchen und Mythen. Das ist kein Zufall.

Nichts ist eindringlicher als Bilder und Szenen aus den Tiefen der Menschheitsgeschichte. Was könnte ein Kind, das im Begriff ist, die eigene Geschichte zu gestalten, stärker fesseln, erschrecken und trösten ? Und noch etwas kommt hinzu: Im Computer, in diesen imaginären Räumen, gewinnen die Motive eine ganz eigene Bildkraft, eine überwältigende Anschaulichkeit, so als seien sie beinahe real. Das Kind verliert sich in ihnen. Es bewegt sich in einer seltsamen Zwischenwelt: Einerseits sind sie real, denn diese Bilder, Räume und Bewegungen existieren ja - und sind dennoch künstlich. Bekanntes und Fremdes durchdringt sich.

Diesen Vorgang voller Magie kennen wir Erwachsene auch. Traumbilder aus unserem Unbewußten, der Materialsprache des Seelischen, könnten uns schon mal"nächtens" erreicht haben. Welchen Wert messen wir diesen, unseren Bildern zu. War es nicht schon unsere Leistung, die Schrecken, die (Alp)-Träume unserer Kindheit gebannt zu haben ? Wir konnten uns davon lösen, eigen-werden, ICH-haftes ausbilden, ich-selbst-werden.

ICH werden, eine Identität bilden, sich als jemand empfinden, der vertraut ist mit seinem gestern und seinem heute und auf das schauen kann, was morgen kommt. Das ist das Entwicklungsprojekt eines jeden Menschen. Und: da sind wir doch als Erwachsene irgendwie kompetent !

Unsere Kinder haben nun zusätzlich die Möglichkeit, sich spielerisch auf Entwicklungsprozesse ganz intensiv einzulassen. Das Kind hat je nach Eigenart des Spiels die Möglichkeit, das Geschehen auf dem Bildschirm zu beeinflussen, sich als Handelnder in einer virtuellen Welt wieder zu finden. Metaphorisch geht es um Macht, Herrschaft und Kontrolle. Sind dies nicht auch Sinnbilder, die uns in der Erwachsenenwelt immer wieder betreffen?

Schauen wir wieder auf die Kinder.
Im kindlichen Spiel entwickeln sich Räume, in denen erfahrbar werden kann, dass Macht und Herrschaft (auch des eigenen Lebens) durch Kontrolle ausübbar, lebbar wird.

Wie vertraut uns dies sein kann ! Und wie passend auch für unser Leben ?
Wenn anfänglich von Entdeckungsreisen die Rede war, die spannend verlaufen könnten, sind wir hier nicht an einem Punkt, an dem wir innehalten und uns fragen könnten, welche Bereicherung die Erlebniswelten unserer Kinder auch für unser Leben haben könnten?

Wie zu-frieden-gekommen sind wir, wie eingefriedet, oder aber wie offen für die Begegnung mit den Abenteuerwelten unserer Kinder. Die Abenteuer draußen, die wir aktiv fördern könnten und die Abenteuer drinnen, die möglicherweise eine Förderung unserer Bereitschaft erfordern, uns "noch einmal" auf magische Bilderwelten einzulassen, in denen wir handelnd virtuelle Räume durchschreiten.

Und auch hier, in diesen virtuellen Welten sind wir dann keinesfalls draußen.
Hier brauchen Kinder unsere Begleitung, um stark zu sein, den Transfer zwischen den Welten immer wieder gelingen zu lassen. Was in virtuellen Räumen erprobt oder im Spiel draußen geübt soll sich nun in der Auseinandersetzung mit leibhaftigen Menschen, Situationen und Mißlichkeiten der "Echtzeit" bewähren. Hier sind wir unersetzlich, auch wenn uns Kinder von Zeit zu Zeit andere Botschaften geben wollen."Kindheit am Netz", heißt dann: eingebunden sein in ein Geflecht von Beziehungen, welche Menschen untereinander weiter pflegen wollen.

Kann heißen, Kinder in den virtuell bewegten Zeiten nicht allein lassen mit der Flut von Bildern und Eindrücken, einen Transfer mitgestalten, der auch das "erwachsene" Leben ungemein bereichern kann."Kindheit ans Netz" dürfen wir im Sinne einer resistenten Haltung gegenüber Suchtphänomenen als ein Nicht-Ausweichen-müssen, nicht wegschieben, nicht "wegballern"-müssen von möglicherweise fremden, bedrohlichen Inhalten, welche in den Spielen verborgen sein können, sondern uns einlassen dürfen auf eine eventuell fremde, ungewohnte technische Apparatur, uns einlassen auf uns, auf unser Erleben im Spiel.

Übrigens: es gibt noch einen Punkt auf der Wunschliste dessen was Kinder brauchen:
 "Kinder brauchen Liebe"
Doch ich denke, das brauchen wir jetzt nicht mehr vertiefen.

Ich wünsche Ihnen einen virtuellen = beweglichen Umgang mit den Herausforderungen dieser Zeit. Und: Gelingen.

Veröffentlicht in:
Silke Schönrade u.a. Kindheit ans Netz?, Dortmund, 2002.

Weitere Informationen:

www.psychologischebegleitung.de

Wir stärken Dich e.V. unterstützt und fördert suchtpräventive Projekte für Jugendliche. Weitere Projekte:www.wir-staerken-dich.org

 

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